Erfahrungen
Die Materialien „Dornen, Federn, Gold,
Sand, Scheiße, Steine, Watte“
Diese kreativen Medien veranlassen mich, mich auf einige
Gefühle zu reduzieren, was mir hilft, mich zu konzentrieren.
Mit den angebotenen Materialien kann ich sie sichtbar machen. Diese
Projektion nach aussen hilft mir, die Komplexität der
Situation mit Abstand zu betrachten, meine Betroffenheit und
Gefangennahme darin wahrzunehmen, dann aber auch die Chance, aktiv
werden zu können und das Potential meiner Gefühle
positiv zu nutzen. Die „vorher-nachher“ Betrachtung
hat gewissermassen eine differentialdiagnostische Bedeutung.
Bernd Thieme, Psychotherapeut, Stein
(Schweiz)
Kaugummiautomat & Co
Nur einen Teilabschnitt aufstellen, so lautete aus zeitlichen
Gründen die Vorgabe. OK.
Wo fange ich an? Die letzten 5 Jahre? Oder die letzten 10, 15 Jahre?
Ehe ich mich versah, waren die vergangenen 18 Jahre auf dem Parkett der
Lebensstrasse ausgebreitet. Die Zeit, seit ich Deutschland verlassen
habe.
Nun galt es sie zu bestücken. Bei über 200 zur Verfügung
stehenden Symbolen sollte dies kein Problem darstellen. War auch so.
Abgesehen von ein paar Ausnahmen, für die ich einen Kompromiss
finden musste; fast wie im richtigen Leben.
Was ich sehr anspruchsvoll und auch anstrengend erlebt habe, war die
Vielzahl an Erinnerungen, die während des Wählens der
Symbole, in mir aufgestiegen sind. Es war, als ob ich im Kino sitzen
würde und ein Kurfilm nach dem anderen läuft ab, ohne Pause!
All die Dramen, Highlights, Durststrecken und Wiederholungen meines
Lebens. Wo ist hier der Notausgang?
Zum Glück gab es kompetente Unterstützung von den anderen
Teilnehmern und Wilfried Schneider. Mit konkreten Fragen haben sie mir
geholfen, wieder Distanz einzunehmen, Neuausrichtungen zu erkennen und
deren Dimensionen noch zu erforschen.
Der Fokus wurde auf die letzten 4 Jahre gelegt. Damals habe ich mit der
Entscheidung, zur Ausbildung zur Clown in, ein neues Element in mein
Leben eingeführt, oder besser gesagt, Spielfreude, Frohsinn und
Unbeschwertheit haben nach jahrzehntelanger Exilierung, wieder einen
Platz in meinem Leben bekommen. Die Erfahrungen der letzten paar Jahre,
haben mir gezeigt, dass dieser Platz nicht auf Nummer sicher existiert.
Es geht höllisch schnell, das sich bei mir alte Grundsätze,
wie z.B. „du musst viel arbeiten, darfst nicht spielen/Spass
haben“, wieder in der Vordergrund drängen. Der
Kaugummiautomat steht als Symbol dafür, dass ich mir wirklich Raum
und Zeit geben will, um Spass zu erleben, alleine und mit anderen
zusammen. Wilfried fragte, auf welchem Lebensjahr dieser
Kaugummiautomat noch stehen könnte? „Auf 7“,
antwortete ich. Wilfried führte mich dorthin. Spontan wurde mir
klar, dass alles mit ca. 7 Jahren anfing, bzw. meine Kindheit damals
aufhörte. Das sind tiefe Prägungen, die sich nicht so einfach
abschütteln lassen. Dem Kaugummiautomaten sei Dank.
Franziska Löw, CH Bern